Am 26. März 1998 fand die von AKA-Bahn organisierte Exkursion zur Netzleitzentrale (NLZ) der DB AG in Frankfurt am Main statt.
Zunächst wurden wir von unserem Begleiter, Herrn Lehberger, anhand einiger Folien über die Entwicklungsgeschichte, die Funktionsweise und die organisatorische Einbindung der NLZ in den DB-Konzern informiert.
Hierbei erklärte uns Herr Lehberger, dass von der NLZ aus sämtliche vertakteten Züge des Personenfernverkehrs (ca. 900 Züge pro Tag) sowie der Qualitätszüge des Güterverkehrs (ebenfalls ca. 900 Züge) überwacht und nötigenfalls disponiert werden. Hierbei werden die Anweisungen nicht direkt von der NLZ ausgeführt (es handelt sich um kein Stellwerk), sondern diese werden an die regionalen Zugüberwachungen bzw. direkt an die Fahrdienstleiter der Stellwerke weitergegeben.
Interessant ist, dass sowohl die Besetzung der NLZ als auch die Prioritäten der Zuggattungen von der Tageszeit abhängig sind. So sind tagsüber in der Regel vier Disponenten für den Personenverkehr und ein Disponent für den Güterverkehr zuständig. Nachts wird die Besetzung auf zwei Disponenten für den Güterverkehr und einen Disponenten für den Personenverkehr reduziert. Um diese flexible Besetzung zu ermöglichen, sind alle Arbeitsplätze so gestaltet, dass jeder Arbeitsplatz alle Aufgaben und Netzbereiche abdecken kann.
Die Informationsübermittlung der Zuglaufdaten erfolgt von ausgewählten Meldepunkte, die etwa alle 20 km entlang der Strecken liegen. Dabei werden drei Datensätze übermittelt:
Um genauere Informationen zu erhalten, können sich die Disponenten jederzeit in eine der regionalen Zugüberwachungen einschalten und somit Daten über sämtliche Züge abzurufen. In der Übersicht sind jedoch im wesentlichen zwei Informationsarten dargestellt:
Beide Informationen sind auf einem weiteren Bildschirm in tabellarischer Form dargestellt. Hierin sind auch die Erläuterungen aus dem dritten Datensatz aufgeführt. Auf einem dritten Bildschirm befindet sich eine Oberfläche zur Kommunikation (e-mail).
Die Arbeitsweise der Netzleitzentrale konnten wir während unserer Besichtigung anhand zweier Störungsfälle verfolgen. Beim einen handelte es sich eine Weichenstörung im Bahnhof Hanau-Wolfgang, durch die ein Inter-Regio um etwa 30 Minuten behindert wurde. Die andere „Störung“ war ein „Personenunfall“ in Heidelberg. Die bedauerliche Alltäglichkeit solcher Vorfälle zeigte sich in der Frage des Diponenten nach dem Standpunkt des betroffenen Zuges: „Ist er drauf oder drüber?“
Im gleichen Raum wie die Netzleitzentrale sind übrigens auch die Zentralen Transportleitungen der Geschäftsbereiche Güterverkehr und Fernverkehr untergebracht, so dass zwischen den Disponenten, die dem Geschäftsbereich Netz angehören, und ihren „Kunden“ eine ständige Kommunikation stattfindet.
Jörg Brill, 06.04.1998 [Übernommen / Überarbeitet 24.03.2019: RG]