Um auf Strecken im ländlichen Raum und/oder mit schwacher Zugfrequenz einen rationellen Betrieb abwickeln zu können wurden die Betriebsverfahren Zugleitbetrieb bzw. signalisierter Zugleitbetrieb entwickelt. Der Verzicht auf konventionelle Signaltechnik bzw. der Einsatz von Signaltechnik die nicht nach dem heutigen SIL 4 eingestuft ist konnte erhebliche Effizienzsteigerungen seitens der Infrastruktur generieren.
Diese Betriebsverfahren wurden im Zuge der Exkursion zur Dreiseen– und Nagoldtalbahn am 13. und 14.02.2006 in Augenschein genommen.
Nach der Anreise aus Darmstadt konnte nach der Bereisung der traktions- und bautechnisch hoch interessanten Höllentalbahn der Zugleiterarbeitsplatz im Stellwerk Titisee besichtigt werden.
Der dortige Fdl führt neben dem Bedienen der konventionellen Signaltechnik im Bahnhof Titisee und Hinterzarten mit einem Stellwerk der Bauform MCL82 als Zugleiter den Zugleitbetrieb auf der Strecke Titisee – Seebrugg durch.
Die Bahnhöfe dieser Strecke sind mit Rückfallweichen ausgestattet. Im Unterschied zu anderen Stecken im Zugleitbetrieb wird die Fahrerlaubnis nach einer „Start-Ziel“ Bedienung des Zugleiters als automatische Sprachansage per analogem Zugfunk an die Züge übermittelt. Die Fahrten werden in Tabellen, vergleichbar den grafischen Fahrplänen, eingetragen um die Belegung der Strecke zu dokumentieren.
Das einzige Hauptsignal auf dieser Strecke steht am Ende der Zugleitstrecke in Seebrugg und deckt den dortigen Abstell- und Güterbahnhof. Am Schneehaufen ist zu erkennen dass dieser anscheinend zum Zeitpunkt der Exkursion nicht bedient wurde.
Die ordnungsgemäße Endlage der Rückfallweichen wird dem Triebfahrzeugführer durch spezielle Überwachungssignale angezeigt.
Danach ging es mit der Schluchsee- und Höllentalbahn wieder nach Freiburg, wo in der dortigen Jugendherberge übernachtet wurde.
Eine Weiterentwicklung und für dichtere Steckenbelegung geeignet, ist der signalisierte Zugleitbetrieb. Hier dokumentiert der Zugleiter zwar weiterhin die Belegung von Bahnhofsgleisen und Strecken mittels grafischer Tabellen, jedoch steht ihm zusätzlich eine technische Unterstützung zur Verfügung. Auf der Nagoldtalbahn ist dies ein SigL90 der Fa. SEL-Alcatel (heute Thales). Dieses läuft als 1 von 1 System ohne gesicherte Datenübertragung, was auch ein Grund ist weshalb der Zugleiter weiterhin die Fahrten, vergleichbar zum reinen Zugleitbetrieb, dokumentieren und Fahrerlaubnisse per Zugfunk an die Züge abgeben muss.
Der Zugleiter für die Nagoldtalbahn Pforzheim (ausschl.) – Hochdorf (ausschl.) sitzt in Bad Liebenzell
Im Fall eines Ausfalls des „Bedienplatz“ oder dessen Übertragung von Steuerkommandos an die Relaisanlagen der jeweiligen Bahnhöfe hat der Zugleiter hier eine „Blechlupe“ zur Verfügung auf denen er die Fahrten zusätzlich notieren und vermerken kann. Die Tf können dann vor Ort, nach Erhalt der Fahrerlaubnis, mittels IR-Sender oder Schlüsseltaster die Ein- bzw. Ausfahrten an der Relaisanlage im jeweiligen Bahnhof anfordern.
Anschließend wurde die Rückfahrt via Pforzheim nach Darmstadt angetreten.
Text [16.01.2012, überarbeitet 24.03.2019] und Bilder: RG